von Kathrin Behme & Peggy Kammer
Im zunächst letzten Interview mit den Assistentinnen der nächsten Coaching-Ausbildung ist heute Kathrin Behme an der Reihe.
Sie erzählt davon, wie sie in den letzten Jahren ihr Berufsleben umgekrempelt hat, welche Schleifen sie mit ihrem Kernpunkt dreht und wie sich ihre Wirkung in der Arbeit mit Menschen verändert hat.
Peggy:
Hallo Kathrin, schön, dich zu sehen. Ich freue mich schon auf das Interview mit dir 😊
Bevor wir starten … stell dich doch mal kurz unseren Leserinnen und Lesern vor – Wer bist du, woher kommst du, was machst du und warum? Oder so.
Kathrin:
Hallo Peggy, ich freue mich auch! Ich bin Kathrin, 33 Jahre alt, aufgewachsen in einem kleinen Dorf neben Hameln, der Rattenfängerstadt in Niedersachsen und jetzt schon seit über 10 Jahren wohnhaft im Ruhrgebiet – mittlerweile am Rand gelandet, im Bergischen Land. 2017 habe ich die Coachingausbildung bei euch absolviert und danach mein Berufsleben nach und nach umgekrempelt. Seit Mitte 2019 bin ich selbständig als Coach, Moderatorin und Trainerin tätig und sehr glücklich mit der Entscheidung.
Peggy:
Was hat denn für dich den Ausschlag gegeben, dein Berufsleben umzukrempeln?
Kathrin:
Ich hatte schon seit vielen Jahren im Hinterkopf, mich irgendwann einmal mit den mir wichtigen Themen selbständig zu machen. Die Coachingausbildung hat mir in dem Jahr sehr dabei geholfen, mir meiner Stärken in der Arbeit mit Menschen bewusster zu werden und meiner Intuition stärker zu vertrauen. Was mich auf jeden Fall sehr ermuntert hat, war auch ein Feedback, das ich am Ende der Ausbildung bekommen hatte: Es wäre wirklich eine Schande, wenn mein Talent nicht mehr Leuten zur Verfügung stünde 😉 Das hat mich sehr bestärkt, mutig zu sein und mich auf diesen Weg zu trauen. Und nachdem dann noch einige Umstrukturierungen in meinem damaligen Job dazu kamen, war der Punkt da, den Absprung zu wagen.
Peggy:
Wenn du an deine eigene Coaching-Ausbildung denkst, was ist die erste eindrückliche Erinnerung, die dir in den Sinn kommt?
Kathrin:
Das erste Bild, das mir in den Sinn kommt, ist die Arbeit in der Mitte. Dass ich dort sitze, die anderen TeilnehmerInnen im Kreis um mich herum und ich gemeinsam mit einer anderen Coachee oder auch selbst als Coachee arbeite. Und in dieser Situation wiederholt die Erkenntnis: Aha, verdammich – Da ist er wieder, der Kernpunkt, der in unterschiedlichen Settings und Methoden immer wieder auftaucht.
Das zweite sehr starke Bild, das mir einfällt, ist meine Reise auf den heiligen Berg und die Aussicht, die ich dort hatte, als ich endlich „meinen Ort“ gefunden hatte.
Peggy:
Das klingt beides spannend! – der Kernpunkt und die Aussicht. Hängt beides vielleicht miteinander zusammen?
Kathrin:
Spontan würde ich sagen: Nö. Aber wahrscheinlich am Ende doch. Die Aussicht, die ich damals hatte, war für mich ein Symbol dafür, was mein Platz und meine Aufgabe in der Welt sein könnte. Der Kernpunkt waren eher meine kritischen inneren Stimmen und Themen, die mich daran hindern, mich auf den Weg dorthin zu machen. Und bei denen bin ich auch noch nicht durch, aber gut dabei, sie nach und nach weiter zu bearbeiten und in Erkenntnis umzuwandeln.
Peggy:
Ach, wie schön. Wir sind an deiner Seite, das weißt du, gell 😊 Was würdest du denn sagen, welche Qualitäten du als Coach mitbringst und in den letzten Jahren entwickelt hast?
Kathrin:
Das ist keine leichte Frage. Ich glaube, was mich als Coach auszeichnet, ist, dass ich eine schnelle Verbindung zu den meisten Menschen und ihren Themen habe – viele Menschen schenken mir schnell ihr Vertrauen. Ich würde auch sagen, dass ich eine ziemlich gute Zuhörerin bin und auch kleine Nuancen in der Wortwahl mitkriege, die mir helfen auf das eigentliche Thema hinter dem vordergründigen Thema zu blicken. Und ich bin ein belesener und interessierter Mensch – dadurch kann ich den Coachees oft verschiedene Methoden, Ansätze und Perspektiven anbieten, die ihnen bei ihrem Thema helfen können. Was ich seit der Ausbildung als Qualität weiter entwickelt habe, ist auf jeden Fall der Blick auf den Veränderungsprozess des einzelnen und den möglichen Langzeitprozess dahinter, die Schärfung meiner Wahrnehmung in der Coachingsituation, Vertrauen zu haben in meine inneren Impulse und meine Intuition und den Mut, all das dann auch live und in Echtzeit zu nutzen. Und jetzt hab‘ ich wahrscheinlich genug auf die Kacke gehauen 😃
Peggy:
Och, ich finde, das war so genau richtig 😉 Im Moment nimmst du ja an der MoMo-Qualifizierung teil, in der es eher um die kollektive Perspektive geht. Hast du schon eine Idee, wie du diese Erfahrungen für deine Arbeit als Coach und auch als Assistentin in der nächsten Ausbildungsrunde nutzen kannst?
Kathrin:
Die MoMo-Weiterbildung ist wirklich großartig und ich empfinde sie aktuell fast wie einen Aufbau zur Coachingausbildung, obwohl sie von ihrem Fokus her ja gar nicht darauf ausgerichtet ist. Die Erfahrungen, insbesondere zum Dialog und zum Gestalten und Halten des Raumes, fließen bereits jetzt in meine Arbeit ein, beispielsweise in Teamcoachings oder in Workshops zur Teamentwicklung. Auch in den Einzelcoachings habe ich bereits verschiedene Elemente aus MoMo genutzt, zum Beispiel Tipps zur Argumentation und Debatte als Unterstützung für Coachees, die in Verhandlungen der ihnen wichtigen Dinge gehen. Und ich merke stark, dass MoMo für mich auch viel Selbsterfahrung und Arbeit mit meinen eigenen Grenzen ist, genau wie es die Coachingausbildung war. Als Assistentin in der nächsten Ausbildungsrunde werde ich versuchen, all diese Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen und der Gruppe zur Verfügung zu stellen. Da bin ich durch MoMo mit Sicherheit noch einmal präsenter und mutiger, mit allem zu arbeiten, was gerade im Hier und Jetzt geschieht und an die Oberfläche will – ob kollektiv oder individuell.
Peggy:
Das ist großartig … und bringt mich unmittelbar zu einer weiteren Perspektive: Im Moment bekommen wir starke Resonanzen auf den transformativen Ansatz der Ausbildung. Irgendwie kein Wunder … wir leben in transformativen Zeiten und Menschen beschäftigen sich noch stärker mit der Frage, wie sie leben wollen, was wirklich wichtig ist und so. Du weißt, was ich meine, oder?
Kathrin:
Absolut. Wir leben in einer Zeit, in der sich so ziemlich alles, was wir bisher in der westlichen Welt für selbstverständlich gehalten haben, ändern muss und ändern wird. Es gibt so unglaublich viele Baustellen, von der Klimakrise und der Vermüllung und Vergiftung unseres Planeten, über das Artensterben, bis zum Erstarken von Gewalt und Abwertung, der Verschärfung der Kluft zwischen Arm und Reich, und und und – und ich glaube, viele Menschen merken langsam, dass das Verdrängen und Wegdrängen dieser Wahrheit, dass es verschiedene große Systemwandel braucht, um da noch irgendwie die Kurve zu kriegen oder die Effekte zumindest abzumildern, nicht mehr funktioniert. Und die Ausbildung zum transformativen Coach kann gerade in Anerkennung dieser Zeit eine große Hilfe sein, denn es geht hier ja nicht nur um das Handwerkszeug des Coachings, das man lernt. Man beschäftigt sich intensiv mit sich selbst, mit der eigenen Geschichte, den eigenen Wahrheiten und Selbstverständlichkeiten und geht dann vielleicht auch durch Prozesse der Trauer und des Abschieds, wenn man erkennt, das bestimmte eigene Haltungen nicht mehr aufrecht erhalten werden können. Und man bekommt Unterstützung und Bestärkung darin, herauszufinden, was denn der eigene Beitrag für die Welt in diesen transformativen Zeiten sein kann – und diesen dann auch nach außen zu tragen! Und das ist ja häufig der schwierigste Schritt: Das, was man erkannt hat, dann auch wirklich in seiner Umgebung umzusetzen, anzuwenden, sich anders zu verhalten und mit den, vielleicht negativen, Reaktionen der Umgebung umzugehen. Das kann ich hier bei so vielen der Absolvent*innen dieser Ausbildung beobachten, inklusive bei mir selbst: Wie viele ihre eigene Kraft, ihr Talent (wieder-) gefunden haben und sich auch trauen, das in die Welt zu tragen. Und die Welt hat es gerade so bitter nötig, dass mehr Menschen aufwachen und anfangen sich einzusetzen, den Beitrag für die Gemeinschaft zu geben, den sie geben können. Plus: Am Ende ist man auch noch so ausgebildet, dass man andere Menschen in diesem Prozess unterstützen und begleiten kann 😊 Win-Win für alle.
Peggy:
Kathrin, ich finde, besser könnten wir dieses Interview nicht beenden. Ich danke dir sehr.
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